Einfache Wanderung zwischen Céreste und Carluc
Überraschende Ruinen im östichen Luberon
Spaziergang
einfach
3 h
ja
ja
nein
Spaziergang
Einführung
Der östliche Teil des Luberon, wo wir uns befinden, weist ein etwas weniger ausgeprägtes Relief auf. Die Wanderungen sind daher ruhiger und einfacher. Das alte Priorat von Carluc ist bekannt und wird häufig besucht. Wir starten hier jedoch vom Dorf Céreste aus, das ebenfalls über mittelalterliche Sehenswürdigkeiten verfügt. Zu wenige Leute machen sich die Mühe, hier anzuhalten.
Diese Tour weist lange Abschnitte auf kleinen, ruhigen Strassen auf. Es ist ein toller Rahmen für eine Familienwanderung oder in Gruppen zum plaudern. Nördlich von Carluc folgen jedoch ein kleiner Höhenunterschied sowie ein paar Felsen, um uns Carluc von einer ungewöhnlichen Seite aus zu nähern.
Die Fakten
9 km Gesamtstrecke
3 h Gehzeit
220 m Gesamthöhenunterschied
Orientierung einfach
Markierung 70% der Strecke
50% befestigte ruhige Nebenstrassen
15% Forststrassen
10% befestigte Gassen
10% leichte Wege
5% Feldwege
5% querfeldein
5% befestigte Nebenstrassen Stadt
<5% mittelschwere Wege
Gefahren Ruinen
Kinder ja, aber es ist lang
praktisch Picknick-Zeug
notwendig Trekkingschuhe, Wanderausrüstung und Wasser
GPS-Koordinaten (WGS84) des Start- und Endpunkts 43.856443,5.589319
Öffentliche Verkehrsmittel
Öffentliche Busse sind hier recht selten anzutreffen. Es gibt im Wesentlichen die Verbindung Forcalquier-Apt, wo die Linie 62 im Netz von Zou! (nur französisch) verkehrt. Die passende Haltestelle liegt im Ortszentrum, das ist auch der Startpunkt des Spaziergangs.
Zufahrt mit dem Auto
Die Strassen D4100 und D900 verbinden Forcalquier mit Apt in einem ost-west-verlaufenden Tal nördlich des Luberon-Massivs. Céreste liegt auf dieser Verbindungsstrasse.
Sinnvolle Parkplätze
Es ist besser, an den Parkplätzen der östlichen Ortseinfahrt von Céreste zu parken. Wenn man die Wanderung hier beginnt weil man mit dem Auto abkommt, geht man am Ende der Runde durch den Ort.
Tipps
Die Asphaltstrassen zwischen Céreste und Carluc sind eng und es gibt auch Verkehr. Wir müssen wachsam bleiben, auch wenn wir uns gleichzeitig auf offiziell markierten Wanderwegen befinden.
Natürlich kann man die Platanen-Allee auch beim Durchfahren mit dem Auto bewundern. In diesem Falle ist es eindrücklicher, wenn man früh morgens hier vorbeikommt, jedenfalls wenn die Sonne tief steht.
Carluc kann auch mit dem Auto erreicht werden.
Die ganze Region ist eine Zone mit hohem Waldbrandrisiko. Im Sommer aber auch in anderen Saisonen zu Zeiten mit grosser Trockenheit oder bei starkem Wind, kann der Zugang zu den Waldgebieten reglementiert sein. Folglich können die Strassen für den Verkehr gesperrt sein und/oder die Wege für Wanderer verboten werden. Aktuelle Auskunft: Karte zum Zugang zu den Wäldern Alpes de Haute Provence (nur französisch). Die Karte zeigt die Farben Grün, Gelb, Orange und Rot, die den Gefahrenstufen entsprechen.
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Gräbertunnel in Carluc
Die Abschnitte
- Mittelalterliches Céreste - Platanenallee - alter Bahnhof - Carluc
- Prieuré de Carluc
- Carluc - Brücke Pont de la Baou - Céreste
Abschnitt 1: Céreste - Carluc
➙ 5,3 km ... 1 h 40 min ➚ 165 m ➘ 100 m ↝ mittel
10% befestigte Gassen, schlechte Markierung
5% befestigte Nebenstrassen Stadt, schlechte Markierung
5% leichte Wege, ohne Markierung
20% befestigte ruhige Nebenstrassen, wenig Markierung
10% Feldwege, mit Markierung
5% befestigte ruhige Nebenstrassen, mit Markierung
10% Forststrassen, ohne Markierung
5% befestigte ruhige Nebenstrassen, ohne Markierung
15% Forststrassen, wenig Markierung
5% leichte Wege, ohne Markierung
10% querfeldein, ohne Markierung
Die Anhaltspunkte
- Céreste, 385 m
- Steg am Bach l'Aiguebelle, 365 m
- Chemin des Épinettes, 505 m
- Carluc, 450 m
Wir beginnen mit einem Rundgang durch den alten nördlichen Teil des Dorfes, bevor wir die Ebene mit Feldern und Wäldern queren, um etwas nördlich von Carluc anzusteigen.
Wir starten im Zentrum von Céreste. Die Hauptstrasse kreuzt den Ort und teilt ihn in zwei Teile. Die beiden Bushaltestellen für beide Richtungen liegen genau in der Mitte. Wir gehen von den Haltestellen nach unten (Richtung Osten und Richtung Forcalquier) und biegen direkt nach der unterirdischen Hausmüllsammlung und vor der Auberge de Carluc links ab.
Wir stürzen uns sofort in die verwinkelten Gassen des alten Dorfes. Die Häuser sind alle alt, einige mit unverputztem Stein, einige renoviert, andere nicht. Hier leben auch Menschen, es ist kein Museum.
Die Rue Marie et Pierre Curie lässt uns rechts abbiegen. Wir gehen geradeaus weiter auf der Rue Gaston Imbert. Dies zwingt uns nach links und nach Norden zu gehen. Wir stossen auf ein Haus, wo wir die linke Gasse nehmen. Dies bringt uns zur Placette de la Rue Pasteur.
Dann sehen wir ein Haus mit einem einfachen Giebel, einem gewöhnlichen Fenster und einem Schuppeneingang ohne jede Verzierung. Auf der rechten Seite befindet sich jedoch ein Portal mit einem wunderschönen romanischen Bogen. Wir können noch andere mittelalterliche Dekorationen erkennen. Das Portal stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist wohl der Überrest eines ursprünglich grösseren und edleren Hauses. Die anderen Seiten des Gebäudes sind neuere Umbauten.
Vor La Placette biegen wir links ab und nehmen die Rue Pasteur nach Westen zum grossen Place des Marronniers. Leider wird er hauptsächlich als Parkplatz genutzt, aber es ist der alte zentrale Platz des Dorfes, der immer noch für die Feierlichkeiten herangezogen wird. Hier stehen grosse Altbauten aus dem 16. Jahrhundert.
Anschliessend können wir eine der beiden Gassen Richtung Norden nehmen. Beide führen uns durch das Notre-Dame-Tor in der alten Statdtmauer.
Wir gehen abwärts und biegen unten scharf nach rechts, um in den Osten des alten Dorfes zurückzukehren. Bevor diese Gasse wieder zur Hauptstrasse hoch führt, biegen wir links ab (wie es auch Autos tun müssen).
So kommen wir an Häusern vorbei, die zunächst ausserhalb der mittelalterlichen Stadtmauer lagen. Anfangs handelte es sich hauptsächlich um Ställe. Im weiteren Verlauf verwandelt sich diese Strasse in einen Parkplatz. Dies ist jener, den wir denjenigen empfehlen, die mit dem Auto anreisen.
Hier befindet sich die Kapelle Notre-Dame-de-Pitié. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist derzeit in keinem sehr guten Zustand.
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Über diesen Parkplatz gehen wir weiter, bis wir zur Kreuzung mit der stark befahrenen Departementstrasse gelangen. Trotz aller Hinweisschilder in Richtung Carluc überqueren wir diese Strasse, um auf dem gegenüberliegenden Gehsteig nach links abzubiegen.
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Etwas weiter vorne geht dieser Gehsteig in einen Weg unterhalb der Strasse über. Der Spaziergang mag aufgrund des Verkehrs nicht gerade angenehm sein, aber für uns ist es der einzige Ort, an dem man entlang dieser wunderschönen Platanenallee zu Fuss gehen kann. Etwas später kommen wir auch an einem etwas ruhigeren Abschnitt vorbei.
Unser Weg führt ein wenig bergab zu einer Fussgängerbrücke neben der Strassenbrücke über den Fluss Aiguebelle aus dem Jahr 1847. Obwohl wir nichts mehr davon sehen können, handelt es sich hier um eine historische Stätte. Hier befand sich die echte antike römische Brücke, im Gegensatz zu der anderen Brücke weiter nördlich, die wir auf dem Rückweg sehen werden und die nur fälschlicherweise als römisch bezeichnet wird.
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Die echte römische Brücke befand sich ungefähr an der Stelle der heutigen Strassenbrücke. Im 19. Jahrhundert wurde sie nicht als antik erkannt, zumal sie in der Mitte aus recht kleinen gemeisselten Steinen zusammengesetzt war, die mit Blei versiegelte Klammern zusammengehalten wurden. Normalerweise verwendeten die Römer viel grössere behauene Steine, um Fundamente zu errichten, die so wichtig waren und Überschwemmungen standhalten mussten. Anscheinend mangelte es den alten Baumeister an grossen Quadersteinen.
Jedenfalls wurde die antike Brücke 1847 zerstört, ohne dass man heute weiss, ob die Deckkonstruktion mit der unregelmässigen Brüstung römisch war oder nicht. Die Skizzen scheinen aus dem Jahr 1846 zu stammen. Der Mittelpfahl ist jedenfalls römisch. Im Jahr 1999 tauchte er nach einer Überschwemmung nördlich der Strassenbrücke wieder auf und es wurden Untersuchungen durchgeführt, um die Geschichte dieser Brücke zu klären. Die Erbauer der Brücke von 1847 hätten sich bei ihrer neuen Brücke auf diesen Pfeiler verlassen können, da er sich seit fast 2000 Jahren nicht bewegt hat. Die Brücke war eine Zeitgenössin des Pont Julien.
Heutzutage ist es sinnlos, nach dem Pfeiler zu suchen, er ist wieder von Schotter bedeckt, den der Bach Aiguebelle mit sich führt.
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Schema der römischen Brücke über die Aiguebelle unter der Brücke D4100
Unser kleiner Weg führt uns zu einem Kreisverkehr in der Nähe des Einkaufszentrums. Der Weg führt nicht weiter entlang der Allee. Überquere die Strasse am Zebrastreifen vor dem Kreisverkehr und biege somit in eine weitere Allee ab.
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Hier befinden wir uns in einer ebenso prächtigen Allee. Sie wirkt noch prächtiger, weil die Strasse schmaler ist. Sie weistt direkt auf ein sehr klassisches Haus aus dem 19. Jahrhundert hin: den Bahnhof von Céreste.
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Der Bahnhof von Céreste liegt an der Linie von Cavaillon nach Saint-Maime und Dauphin. Sie wurde 1890 hauptsächlich für den Transport landwirtschaftlicher Produkte aus dem Vaucluse und Bergbauprodukten aus dem östlichen Luberon in Betrieb genommen. Allerdings begann man bereits 1941 mit der Stilllegung und dem Abbau des Abschnitts zwischen Apt und St. Maime, auf dem Céreste liegt. Der letzte Abschnitt zwischen Cavaillon und Apt wurde 1990 abgebaut. Auf dieser Strecke gibt es mittlerweile zwar einen schönen Radweg, doch ein echter Schienenverkehr auf dieser Strecke würde der Region heute einen enormen Mehrwert verleihen.
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Neben dem alten Bahnhofsgebäude befinden sich mehrere weitere Gebäude, die neuren stammen aus den 1960er Jahren. Das Gelände ist massiv eingezäunt und ein neues Schild weist auf das Eisenbahnarbeiter-Ferienzentrum des Zentralkomitees der öffentlichen Eisenbahngruppe (CCGPF) hin, das ursprünglich als Ferienkolonie Céreste-Alpes des Zentralbetriebskomitees der SNCF (CCE) bezeichnet wurde. Allerdings scheint dieser Standort verlassen zu sein, er ist auch nicht in der Liste der CCGPF-Urlaubsseiten zu finden.
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Vor diesem unzugänglichen Bahnhof biegen wir rechts ab. Die alte Bahntrasse führt über einen künstlichen Damm und unsere Route verläuft weiter unten in einer geraden Linie. Wir gehen weiter vorne einer kleinen Handwerkszone entlang.
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An der nächsten Kreuzung beginnt wieder der Radweg, der weiter vorne in die ehemalige Bahntrasse mündet. Wir bleiben jedoch auf der Strasse, da wir gleich wieder links abbiegen müssen.
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An den nächsten Kreuzungen nehmen wir immer den Weg, der nach Norden zeigt. Weiter oben, unter einer Stromleitung, ebenso: erst rechts, dann links der unbefestigte Weg. Dieser Abschnitt ist als Weitwanderweg GR4 zwischen Nizza am Mittelmeer und Royans am Atlantik rot-weiss markiert.
Wenn unser Feldweg wieder an der Biegung einer kleinen Asphaltstrasse ankommt, gehen wir noch 100 Meter geradeaus weiter. Man kann dann über einen nicht markierten Pfad auf der rechten Seite eine Kurve abschneiden.
150 Meter weiter stossen wir wieder auf die gleiche Strasse, überqueren diese jedoch dieses Mal. Diese neue Forststrasse führt uns hinauf zur Kurve einer weiteren kleinen Asphaltstrasse, wo wir in derselben Richtung bergauf weitergehen.
Wir erreichen eine Gabelung und nehmen den rechten Weg bergab. Er ist nun nicht mehr geteert. 200 Meter weiter wird der Abstieg weniger steil und wir biegen an der nächsten Gabelung rechts ab, gehen also geradeaus Richtung Norden.
60 Meter weiter macht die Forststrasse einen kleinen Knick und an der nächsten Gabelung müssen wir scharf rechts auf eine schmalere Forststrasse abbiegen. Wir sind wieder auf dem Weitwanderweg GR4 und der Abstieg geht weiter, diesmal in einem Tal in südsüdöstlicher Richtung.
250 Meter weiter, kurz vor dem Zusammenfluss von zwei temporären Bäche, nehmen wir rechts einen kleinen, nicht markierten Weg, der immer noch bergab geht und immer deutlicher in Richtung Süden führt.
Diese Verzweigung ist nicht eindeutig und kann leicht übersehen werden, insbesondere da wir seit langem auf offensichtlichen Strassen unterwegs sind. Spätestens wenn du wie auf dem Foto den Bach Ravin de Carluc überquerst, musst du rechts abbiegen. Anschliessend durchqueren wir ein Gebiet, das nach starken Regenfällen manchmal überschwemmt ist, und finden nach 50 Metern den oben angegebenen Weg. Hier links.
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Dieser schmalere Weg führt an einer Wiese vorbei, südlich davon befinden sich die Ruinen des Priorats von Carluc.
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Der Weg führt uns in einem Wald aus kleinen Eichen. Etwa zwanzig Meter nach der Wiese entdecken wir rechts einen noch weniger sichtbaren Weg. Wir gehen dort hinauf und halten uns dabei ungefähr an die durch den Pfeil auf dem Foto angegebene Richtung.
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Wir stossen auf eine niedrige Felskante, aber mit einem klaren Durchstieg.
Oben befindet sich ein weiterer Wald auf sanft abfallenden Hang. Wir steigen nach links parallel zur Felskante ab, die sich nun zu unserer Linken befindet.
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Auf dem Weg nach unten kommen wir an alten am Boden liegende Strommasten aus Beton vorbei und erreichen eine weitere Wiese, die nach und nach vom Wald zurückerobert wird. Wir bleiben links am Waldrand.
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Wenn wir geradeaus weitergehen, gelangen wir zu einem eindeutigen Weg, der bergab in den Wald führt. Wenn wir alte Mauern sehen, sind wir beim Priorat von Carluc angelangt.
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Abschnitt 2: Prieuré de Carluc
➙ 3,5 km ... 1 h ➚ 45 m ➘ 100 m ↝ einfach
<5% Forststrassen, wenig Markierung
20% befestigte ruhige Nebenstrassen, wenig Markierung
5% Forststrassen, ohne Markierung
60% befestigte ruhige Nebenstrassen, wenig Markierung
10% befestigte Gassen, ohne Markierung
10% befestigte ruhige Nebenstrassen, ohne Markierung
Die Anhaltspunkte
- Mauern aus dem 13. Jahrhundert, 450 m
- Kapelle, 440 m
- Wiese, 440 m
Die Höhlengräber des Priorats von Carluc Stellen ein grosses Kuriosum in der Region dar. Dabei handelt es sich um Felsengräber, die teilweise in einen Tunnel gegraben wurden, der Gang war von mehreren Kapellen gesäumt, von denen nur noch eine teilweise erhalten ist. In der Nähe der antiken Via Domitia (zwischen Spanien und Briançon) liegt der Ort seit dem Mittelalter auch auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
Wir kommen von oben zu grossen Mauern, von denen zwei Stück noch stehen. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert und sind somit jünger als die weiter unten gelegene Felsengalerie, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Diese dicken Mauern dienen eindeutig der Verteidigung und könnten rund um die Unruhen des Hundertjährigen Krieges errichtet worden sein. Ähnliche Verteidigungsanlagen aus derselben Zeit sind auch in Form der Tourreluque in Aix-en-Provence zu sehen.
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In der unteren Wand befindet sich eine merkwürdige Öffnung, die als Durchreiche zwischen den Mönchen und Besuchern gedient haben könnte.
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Öffnung in einer Mauer eines Bauwerks aus dem 13. Jahrhundert im Priorat Carluc
Weiter unten sehen wir die Nordwand der verbliebenen Kapelle. Barrieren hindern daran, vorher abzusteigen, aber man kann einen Teil der Felsengräbergalerie einsehen. Wir müssen daher um die Kapelle herumgehen. Wenn wir zur Westseite gelangen, sehen wir, dass ein Teil des Kirchenschiffs fehlt. Die Kapelle hat eine fünfeckige Apsis und scheint in ihrem heutigen Zustand aus dem 15. Jahrhundert zu stammen. An bestimmten Ecken der Gebäude befinden sich Säulen mit Kapitellen, die mit Blattwerk und Vögeln verziert sind.
Wir sehen zahlreiche Löcher an allen Wänden, das sind die Öffnungen, die von der Befestigung des Baugerüsts übrig geblieben sind. Normalerweise werden diese Löcher nach Abschluss der Arbeiten ausgefüllt, insbesondere an einer Kultstätte. Dies könnte zu Spekulationen führen: War dies die letzte der drei gebauten Kapellen? Wurde sie wegen des relativ schnellen und unumkehrbaren Verfalls des Priorats der im 15. Jahrhundert schlagend wurde nicht fertiggestellt? Hängt das mit dem verkürzten Kirchenschiff zusammen?
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Kapelle von Carluc aus dem 12. Jahrhundert
Der Innenraum ist nicht zugänglich, aber die Unterseite der Tür war im April 2024 so stark verrottet, dass ein Mobiltelefon hineingeschoben werden konnte. Dieses kurze Kirchenschiff ist leer und die Wände im Inneren haben die gleichen Löcher wie aussen.
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Leerer Innenraum der Kapelle in Carluc
Die Kultstätte ist um eine Quelle herum gebaut, die über die galloromanische Zeit hinaus verehrt wurde.
Eine kleine Abtei entstand spätestens ab 1101 auf einer antiken Kultstätte und in der Nähe eines Grabes eines Heiligen, der bislang nicht identifiziert werden konnte. Einige Gräber stammen aus der Zeit der ersten Christen der Provence (5. Jahrhundert).
Bauplan des Priorats von Carluc
Die derzeit sichtbaren Bauwerke sind nicht älter als das 12. Jahrhundert. Zu dieser Zeit erfolgte auch die Angliederung an das Kloster Montmajour, was den Reichtum und die Grösse der Gebäude erklärt. Es wurden drei Kapellen gebaut, von denen nur die Notre-Dame-Kapelle teilweise erhalten ist. Darüber hinaus werden ab dieser Zeit in der Umgebung mehrere Kapellen und Einsiedeleien von Carluc betreut.
Im 14. Jahrhundert erlebte das Kloster einen Aufschwung, als es erneut renoviert wurde. Doch Betreuung externer Stellen und die Pflicht zur Gastfreundschaft gegenüber Pilgern führten zu einer Verarmung, die durch die Pest im Jahr 1348 noch verstärkt wurde. Ende des 15. Jahrhunderts dienten die spärlichen Gewinne nur noch der Finanzierung des Mutterhauses Montmajour. Im 18. Jahrhundert lag die Stätte in Trümmern.
Erst in den 1960er Jahren brachten wissenschaftliche Ausgrabungen die historische Bedeutung des Ortes ans Licht. Seit dem Jahr 2000 gehört das Gelände der Gemeinde Céreste.
Schematische Zeichnung des Priorats von Carluc
Nach der Kapelle steigen wir zur Gräbergalerie hinauf, um sie von Süden nach Norden zu durchschreiten. Schliesslich passieren wir den Tunnel, wo sich auch Gräber befinden. Hier sind Zeichen wie die Union und ein Kreuz eingraviert.
Der Beginn der Gräbergalerie wurde an die noch bestehende Kapelle angebaut. Sie wurde mit gemauerten Gewölben überdacht. Die Westseite ist in den Fels gemeisselt und nach Norden führt sie als in den Fels gehauener Tunnel weiter. Der Bau auf Felsen ist ein schwieriges Unterfangen, bei dem sich die Römer bei der Errichtung ihrer Tempel, Brücken und Aquädukte hervorgetan haben. Dieses Wissen ging im Mittelalter verloren. Hier in Carluc ist nun genau das gesamte Mauerwerk, das auf Fels ruhte, eingestürzt.
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Reihe von Steingräbern von Carluc und der Durchbruch dahinter
Auch ausserhalb der Galerie befinden sich Felsengräber. Das sind die ältesten der Anlage.
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Mehrere Steingräber bei Carluc
Der Tunnel hat zwei Öffnungen nach Norden. Wir erreichen einen weiteren Bereich, der in den Felsen gegraben ist. Wir erkennen einen Raum und troglodytische Klosterzellen. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass sich vor dieser Felswand Mauerwerke befanden, die diesen Räumlichkeiten eine etwas logischere Form gaben.
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Gesamtübersicht über die in Stein gemeisselten Räume in Carluc
Wir gehen über die mittelalterlichen Funde weiter hinaus. Eine Barriere weist darauf hin, dass es nichts mehr zu sehen gibt. Wir können jedoch weitergehen. Wir befinden uns nun unter der Felswand, der wir auf dem Weg hierher von oben gefolgt sind. Andere, klassischere Höhlennutzungen, gibt es hier. Im grössten Hohlraumn sind noch Mauerreste zu sehen und auf dem Boden steht ein Karren mit Achse, aber ohne Räder. Er war wohl noch in den 1950er Jahren im Einsatz.
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Abschnitt 3: Carluc - Céreste
➙ 0,3 km ... 20 min ➚ 5 m ➘ 15 m ↝ einfach
55% mittelschwere Wege, schlechte Markierung
45% leichte Wege, ohne Markierung
Die Anhaltspunkte
- Carluc, 440 m
- Brücke Pont de la Baou, 360 m
- Céreste, 385 m
Für den Rückweg müssen wir wieder entlang kleiner Strassen gehen. Allerdings variieren wir die Route im Vergleich zum Hinweg ein wenig. Wir werden eine Brücke sehen, von der lange angenommen wurde, dass sie römisch sei.
Nach der Höhle geht es über die grosse Wiese zurück. Gegenüber stehen Picknicktische. Vor den Überresten des Priorats befinden sich von der Zeit geschwärzte Erklärungstafeln.
Wenn wir über die Wiese unter dem alten Priorat ankommen, können wir die Kurve der Strasse abkürzen, indem wir links der Kapelle hoch gehen.
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Nach diesem Anstieg kehren wir zur Strasse zurück, die etwas weiter ansteigt. Anschliessend bleiben wir auf diesem Asphaltstreifen ohne weiter aufzusteigen und zweigen immer links ab. Die Kurve durch den Wald kann man wie beim Hinweg abkürzen.
Kurz darauf erreichen wir die Stelle, an der wir von Süden her zur Strasse hinaufstiegen. Hier biegen wir rechts ab und folgen der Asphaltstrasse, immer noch bergab. Zeitweise haben wir einen direkten Blick auf Céreste am Fusse des Luberon-Massivs.
Blick auf Céreste beim Abstieg von Carluc
Unsere Strasse führt durch Felder und macht ein paar Kurven, bevor wir an einer alten Brücke vorbeikommen. Sie heisst Pont de la Baou, der Begriff Baou bedeutet auf Provenzalisch flacher Felsen und befindet sich auch im Ortsnamen von Les Baux. Ihre Errichtung ist gut dokumentiert, ebenso wie die Probleme, die bei seiner Installation auftraten, als man auf Schlamm stiess, der unter einem losen Stein verborgen war. Diese Änderungen am ursprünglichen Plan verleihen der Brücke diese längliche und gewölbte Form.
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Ihre Fertigstellung erfolgte im Jahr 1742. Vor Ort vergisst man diese Baugeschichte jedoch schnell und Mitte des 19. Jahrhunderts taucht sie auf Postkarten und amtlichen Karten als römische Brücke auf. Die IGN-Karte zeigt sie weiterhin unter diesem Namen an. Sie wird sogar von der Denkmalschutzbehörde als solche eingestuft, die offenbar nicht auf die Archive in Digne-les-Bains zurückgegriffen hat. Diese Verwirrung könnte auch auf die echte römische Brücke zurückzuführen sein, die nicht weit entfernt stand. Man wusste, dass es eine römische Brücke gab, und man nahme jene, die verfügbar war.
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Nach der Brücke geht es wieder bergauf bis zur Kreuzung mit der Hauptstrasse und dem Parkplatz auf der rechten Seite. Diejenigen, die mit dem Bus anreisten, müssen jedoch noch den südlichen Teil des Zentrums von Céreste besichtigen und zur Bushaltestelle zurückkehren. Wer mit dem Auto anreiste, schaut sich anschliessend auch noch den nördlichen Teil des Ortes an, bevor es zurück zum Parkplatz geht.
Wir überqueren daher die Hauptstrasse und biegen rechts ab. Wir haben auf dieser Seite einen durchgehenden Gehsteig. Es geht weiter aufwärts. An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab (Richtung Vitrolles). Wir passieren den Platz, auf dem der Markt in Céreste statt findet, und auch das Kriegsdenkmal steht hier.
Wir peilen den Glockenturm vor uns an.
Die Kirche Saint-Michel wurde im 18. Jahrhundert erbaut, mit zwei Jochen im Südschiff, die älter sind und aus dem späten 15. Jahrhundert stammen. Der Glockenturm wird von einem provenzalischen Aufbau aus Eisen gekrönt.
Von der Kirche aus gehen wir weiter bergauf im Boulevard Jean Jaurès. Kurz vor einem kleinen Haus mit viel Grün davor gehen wir rechts die Traverse d'en Gauche hinunter. Unten, in der Rue de la Bourgade links und gleich rechts über die Treppe der Rue Helia Vigne d'Octon hinab.
Unten angekommen gelangen wir wieder auf die Hauptstrasse. Hier links zu den Terrassen und den Bushaltestellen.
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Wenn Du zum Parkplatz zurück musst, nimm die erste Strasse links und folgen der Beschreibung am Anfang von Abschnitt 1.
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Quelle und weiterführende Info
Mit guten topographischen Wanderkarten ist man besser unterwegs: Diese Tour befindet sich auf der Karte IGN "Apt, Parc naturel régional du Luberon", Massstab 1:25000, 3242OT.
Wenn du dich nicht mit einer Papierkarte herumschlagen willst, kannst du auch auf Karten-Apps am Handy zurückgreifen. Einerseits handelt es sich um die App Géoportail des amtlichen Kartendiensts IGN. Allerdings benötigt es Zugang zum Datennetz und das ist in Schluchten oder abgelegenen Orten manchmal schwierig.
Alternativ kann man Apps nutzen, die Daten direkt auf dem Gerät speichern. Sie sind im Allgemeinen nicht kostenlos, kosten aber nicht viel. Wir verwenden hauptsächlich OSMAnd, Hier ist es möglich, Konturlinien, Reliefschattierungen, Markierungen und andere hinzuzufügen. Um diese Daten auf dem Handy zu speichern, benötigt man viel Platz.
Natürlich braucht es auch Zugang zu Satelliten für das GPS-Signal mit jeder App. In einigen Schluchten ist dies nicht der Fall. Verlasse dich daher nicht auf die angezeigte Position, sondern lies die Karte auf dem Handy so, wie du sie auf Papier lesen würdest. Die meisten Apps sind für Android und iPhone verfügbar. Die Anwendungen ermöglichen es in der Regel, die zurückgelegte Strecke aufzuzeichnen und auch die angebotenen GPS-Dateien zu jeder unserer Wanderungen einzublenden.
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