Der Friedhof von Menton mit Meerblick
Historische und kulturelle Sehenswürdigkeit
45 min
Kapelle
Beschreibung
Die Ruinen der alten Burg von Menton aus dem 13. Jahrhundert wurden von der Gemeinde 1807 angekauft. Die Burg gehörte zuvor dem Prinz vom Monaco, sie wurde aber nach der Französischen Revolution dem Staatseigentum einverleibt.
Nach langen Umbauarbeiten, die auch das Schleifen der restlichen Burgmauern umfasste, findet der Friedhof erst 1902 seine jetzige Form. Man erkennt kaum noch Strukturen der alten Burg. Der Standort ist einmalig, in drei Himmelsrichtungen sieht man über die Stadt auf das Meer. Im Osten nach Italien, im Süden auf Menton hinab und nach Westen auf das Cap Martin. Im Norden wölben sich die Alpen empor.
Die meisten Gräber stammen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, aber wenn man die Inschriften liest, erkennt man auch weniger lang zurückliegende Bestattungen. Viele Gräber bleiben unverändert erhalten weil sie damals für die Ewigkeit vergeben wurden (concession à perpétuité). So sieht man heute mehr Renovierungsarbeiten an Monumentalgräbern als Begräbnisse.
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Grabkapellen am Cimetière du Château in Menton
Die Gräber von Einheimischen liegen durchmischt mit jenen von meist reichen Immigranten. Darunter sind vor allem Engländer, Russen, Polen und Deutsche: John Richard Green (englischer Geschichtegelehrter), Alfred Woltmann (deutscher Geschichtsforscher), William Webb Ellis (Erfinder der Sportart Rugby), Hans Georg Tersling (dänischer Architekt), Abel Glena und Alfred Marsang (Architekten aus Menton), John Moggridge (englischer Botaniker), Caroll of Carollton (Mitgründer des amerikanischen Spitals in Neuilly), Prinz Troubetzkoy (Adjutant des Tsars) und andere.
Der Eintritt ist frei, dieser öffentliche Friedhof ist täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Von Anfang November bis Ende März schliesst es um 17:00 Uhr.
Nur kurz vor unserem Besuch hat ein gutmütiger Mensch Rosen auf verwahrlosten Gräbern zu Allerheiligen verteilt.
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Rose auf einem alten Grab
Öffentliche Anreise
Am Bahnhof von Menton halten die meisten Züge. Unter den Regionallinien ist jene zwischen Marseille und Ventimiglia relevant, Informationen findet man unter TER PACA (nur französisch). Der Bahnhof liegt etwas weit vom Busbahnhof entfernt, man muss das Bahnhofsgebäude nach Osten (links) verlassen und unten wieder links um unter den Gleisen durch zu gehen.
Alle Busse starten beim Busbahnhof. Die Linien 8 und N4 fahren zum Eingang des Friedhofs, die Haltestelle dort heisst Le Trabuquet. Achtung, es gibt auch die Station Cimetière du Trabuquet, das ist der neue Friedhof und nicht der hier beschriebene. Informationen unter Zest Transports Riviera (nur französisch).
Siehe auch die Karte auf dieser Seite um den Busbahnhof und den Eingang zum Friedhof zu lokalisieren.
Man kann auch vom Bahnhof zu Fuss zum Friedhof gehen. Am Besten geht man zuerst am Meer entlang zur Altstadt und anschliessend durch diese hoch. Man braucht rund 40 Minuten für eine Richtung.
Es führen viele Strassen und Treppen auf den Hügel, der Friedhof hat aber nur eínen einzigen Eingang im Norden. Wenn man vom Platz Fontana beim Hafen startet, steigt man über die engen Gassen und zwischen den bunten Häusern an. Wenn wir an einer Mauer anstehen, gehen wir weiter aufwärts bis zum höchsten Punkt wo der Eingang liegt.
Anfahrt mit dem Auto
Man kann nicht wirklich empfehlen, Menton mit dem Auto anzufahren. Zum Friedhof hoch empfiehlt es sich eben so wenig weil man dort kaum einen freien Parkplatz finden wird. Am Besten fährt man auf den kostenpflichtigen Parkplatz zwischen Markthalle und Hafen. Danach steigt man zu Fuss zum Friedhof an, zum Beispiel nach dem Routenvorschlag auf der Karte auf dieser Seite.
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Gräber im Cimetière du Château vor der Bucht Baie de Garavan
Der Schriftsteller Gustave Flaubert kommt durch Menton und besucht auch diesen Friedhof. Er verewigt dies auf einer Seite seines Reiseberichts Voyage en Provence et en Italie et le retour par la Suisse zwischen April und Mai 1845.
Menton. Italien beginnt, man spürt es in der Luft. Kleine Gassen mit hohen weissen Häusern, so schmal, dass kaum ein Fahrzeug durchkommt. Bevor man hinkommt und auch beim Verlassen ist die Strasse von Oleander, Kakteen und Palmen gesäumt. Bettler-Schwärme. Kinder. Wanderung die ich dem Meer entlang am grossen Weg machte. Olivenbäume und Berge links. Friedhof. Blasses Gesicht des Totengräbers, magerer Mann unter einer grauen Wollhaube. Welch bewundernswerter Friedhof mit Blick auf dieses immer junge Meer! Kein Kreuz, kein Grab! Das Gras ist hoch und grün. Die leichten Wölbungen lassen das Gräberfeld wie ein gemähtes Weizenfeld aussehen. Was keimt dort tatsächlich? Fermentiert hier der Geist um in einem anderen Leben und umringt von anderen Düften wieder empor zu wachsen während seine alte Hülle verrottet? Er zeigte uns die Seite der Männer und jene der Frauen, er nannte uns die frischesten Gräber, er jammerte über die Mühe die er seit 30 Jahren hat, seit dem er die hiesigen Leute begräbt. Seriös von Beruf her, ohne Besserwisserei, als ganz natürliche Sache und trotzdem nennenswert.
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Orthodoxe Grabkapelle in Menton
Viele Gräber bieten eine weit bessere Aussicht auf das Meer als die meisten Häuser von Menton.
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Quai Napoléon III und Kirchturm Saint Michel
Die alten Grabsteine und Grabplatten wurden oft sprechender beschriftet:
To the memory of Alice Farquuharson, she died march 19, 1861 aged 12 years
In loving memory of William Whitworth Limbert, died January 30th 1889, aged 59
Ici repose Marie-Elisa-Camille Bounin, née à Philippeville (Algérie) le 4 juin 1847 et décédée à Menton le 3 septembre 1865, chérie de ces parents dont elle a emportée touts les regrets, elle sut aussi se faire aimer et distinguer de tous ceux qui l'ont connue par ses vertus et ses talents (Philippeville ist der alte Name der algerischen Hafenstadt Skikda).
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Grab mit gebrochenem Kreuz
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Friedhof Cimetière du Château über der Bucht Baie de Garavan
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Hafen von Menton und Garavan
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Grosses Grab mit Meerblick